
Wind & Wellen

Wehende Lüfte, bewegte Wassermassen, unendliche Weite: Erfahre mehr über unser Herbstprojekt 2025.
Das Wichtigste in Kürze:
🎵 Programm:
Max Bruch, «Schottische Fantasie» für Violine und Orchester op. 46
Einojuhani Rautavaara, «Cantus Arcticus (Concerto for Birds and Orchestra)»
Ralph Vaughan Williams, «Sea Songs» und «Fantasia on Greensleeves»
Solist: Gabriel Miranda
📍 Wann & Wo:
Freitag, 21. November 2025, 19.30 Uhr
MaiHof, Luzern
Programm
Kühle Winde und das Geräusch von Wellen. Wir denken an Küste, schroffe Felsen und den Geschmack von Salz auf den Lippen. Doch denken wir auch an Weite, Ruhe und archaische Natur. Wir tauchen ein in eine Welt von warmen und träumerischen volkstümlichen Klängen, lassen uns forttragen von zurückhaltenden und geheimnisvollen Vogelgesängen hinein in eine Welt der Gegensätze.
Mit «Wind & Wellen» zeichnet das Campus Orchester ein musikalisches Stillleben nordischer Küsten, wo die Zeit eine andere ist und Welten verschmelzen.
Max Bruch, «Schottische Fantasie» für Violine und Orchester op. 46
Die «Fantasie für die Violine mit Orchester und Harfe unter freier Benutzung schottischer Volksmelodien» gibt bereits in ihrem Titel die Prämisse des zwischen 1878 bis 1880 entstandenen solistischen Werks preis. Jeder der vier Sätze widmet Max Bruch einem schottischen Volkslied, die er während seiner Reise durch Grossbritannien sammelte.
Die «Schottische Fantasie» ist nach dem «1. Violinkonzert» Bruchs bekanntestes Werk und mitverantwortlich, weshalb der deutsche Komponist auch heute noch bekannt und seine Stücke beliebt sind. Das, obwohl Bruch nach eigenen Angaben mit seinen Kompositionen in erster Linie Geld für die Ausbildung seiner Kinder verdienen wollte und darum besonders einfache und leicht zugängliche Musik komponierte.
Dass es ihm dennoch gelang, mit «Schottische Fantasie» ein äusserst beliebtes Werk zu schaffen, spricht für sein Können und die musikalisch-kompositorische Vielfalt in seinem Werk. Damit schafft es Bruch, in nur vier Sätzen die Sehnsucht nach den schottischen Highlands zu befeuern, wobei sich jeder einzelne Satz an einem der vielen schottischen Volksliedern orientiert. Bruch gelingt dabei eine Mischung aus der ausdruckstarken, melancholischen Lyrik der keltischen Volksmelodien und der solistischen Raffinesse der spätromantischen Orchestermusik. Das Werk, das für den berühmten Geiger Pablo de Sarasate komponiert wurde, erinnert dabei weniger an ein klassisches Violinkonzert als vielmehr an ein poetisches Klanggemälde, eine Hommage an die Landschaft und das Erbe Schottlands.
Einojuhani Rautavaara, «Cantus Arcticus (Concerto for Birds and Orchestra)»
Das «Konzert für Vögel und Orchester», so der Zusatztitel des 1972 entstandenen «Cantus Arcticus», entstammt der Feder – und Aufnahmen – von Einojuhani Rautavaara, eines der bedeutendsten zeitgenössischen finnischen Komponisten. Dieses einzigartige Werk verbindet Musik und Natur auf eine besonders gelungenen Weise. Das Stück integriert authentische Tonaufnahmen von Vogelstimmen aus der Bucht nahe der nordfinnischen Stadt Oulu, die Rautavaara selbst aufgenommen hat. Obwohl die Verwendung von Aufnahmen in musikalischen Stücken dem damaligen Trend entsprach, waren Tieraufnahmen nach wie vor aussergewöhnlich.
Die Komposition besteht aus drei charakterstarken Sätzen, die jeweils unterschiedliche Vogelrufe einbetten. So entfaltet sich im ersten Satz mit dem Titel «das Moor» eine mystische, nahezu ausserweltliche Klangwelt, mit ergänzenden, stellenweise auch kontrastierenden Zwischenrufen von Kranichen aus der Moorlandschaft. Dabei wirkt dieser erste Satz besonders offen und ruhig, zeitlos und schwebend.
Mit dem zweiten Satz «Melancholie» gewinnt das Werk an zusätzlicher Tiefe. Der einsame Vogelruf der Lerche steht hierbei im Zentrum, das Orchester begleitet lediglich als tonale Umgebung. Gerade dadurch wirkt dieser Satz im Kern harmonisch wie zerbrechlich. Kennzeichnend ist ebenfalls das verlangsamte Tempo, das zusammen mit den Vogelrufen meditativ wirkt, bevor zum Schluss hin alles gemeinsam immer weiter verebbt und damit die Vergänglichkeit als Thema unterstreicht.
Nach dem Herzstück folgt mit dem dritten Satz der klangliche Höhepunkt des Werkes. Mit dem «Zug der Schwäne» zeichnet Rautavaara das majestätische Bild eines Vogelzugs musikalisch nach und schafft damit einen Moment des Aufbruchs. Sind zu Beginn die Rufe der Singschwäne noch klar zu erkennen, übernimmt bald das Orchester den Vogelgesang und imitiert die Vogelstimmen. Natur und Musik vereinen sich dabei zu einer kraftvollen Mischung aus Erhabenheit und Schönheit. Der Satz endet mit den weiterziehenden Rufen der Singschwäne und hinterlässt einen stillen Nachklang der Natur. Die Vögel sind davongezogen – vielleicht nach Süden in die Wärme, vielleicht weiter in den endlosen Norden hinein – irgendwohin zwischen Wind und Wellen.
Ralph Vaughan Williams, «Fantasia on Greensleeves» und «Sea Songs»
«Fantasia on Greensleeves» ist eine von Ralph Vaughan Williams bekanntesten Miniaturen und besticht durch seine Schlichtheit bei gleichzeitiger Tiefe, basiert das Stück denn auch auf dem berühmten englischen Volkslied «Greensleeves». Mit dieser Kernmelodie, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und einer Dame in einem grünen Gewand gewidmet zu sein scheint, wird der Hauch von wehmütiger Nostalgie und zärtlicher Sehnsucht in besonderem Masse spürbar. Durch geschickt eingebaute Passagen mit Harfe, Flöte und Streichern gewinnt das kurze Stück einen ausgesprochen zarten Charakter und kreiert eine märchenhaft-sphärische Stimmung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Mitte der Miniatur, in der in Anlehnung an das Volkslied «Lovely Joan» eine verspieltere Melodie hinzukommt, die von der Melodie von Greensleeves gefasst wird und dadurch das Gesamtstück zusätzlich klanglich akzentuiert. Williams «Fantasia on Greensleeves», 1934 entstanden, steht sinnbildlich für Williams Schaffen und sein Talent, auf kreative Weise alte Volksmusik in einen neuen Kontext zu setzen.
Mit «Sea Songs» schuf Ralph Vaughan Williams 1923 einen kurzen, jedoch kraftvollen und lebhaften Marsch, der unterschiedliche traditionelle britische Seemannslieder zur Grundlage beizieht und verarbeitet hat. Da die Komposition ursprünglich für Blasorchester komponiert wurde, fand es erst später den Weg in das sinfonische Repertoire. Der Marsch ist Williams Zeichen der Anerkennung für die Volksmusik Englands und sollte ursprünglich Teil seiner ebenfalls berühmten «English Folk Song Suite» werden. Die Komposition vereint deshalb symphonische Elemente mit dem stolzen maritimen Erbe Englands. Gerade deshalb zeigen sich in «Sea Songs» selbstbewusste, gar heroische Augenblicke wie auch ein Hauch nostalgischer Romantik.
Solist: Gabriel Miranda Martínez, Violine

Gabriel Miranda wurde 1989 in Madrid geboren. 2009 begann er sein Studium in Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik in Luzern in der Klasse von Ina Dimitrova.
Anschliessend studierte Gabriel Miranda am «Conservatoire Royale» in Brüssel bei Shirly Laub und schloss den Master in Performance erfolgreich ab. Nach einem Jahr Orchestertätigkeit in Galizien zog er wieder zurück in die Schweiz, wo er bis heute eine intensive Unterrichts- und Konzerttätigkeit pflegt.
2019 entschied sich Gabriel Miranda, auch seiner zweiten musikalischen Leidenschaft zu folgen und begann das Masterstudium in Jazz Performance an der Hochschule für Musik in Luzern. Dieses schloss er 2022 mit Auszeichnung ab.
Aktuell ist Gabriel Miranda Stammspieler in verschiedenen Orchestern wie «21.st century orchestra» oder dem «Collegium Musikum Luzern». Mit diesen Orchestern spielte er bereits auf bedeutenden Bühnen wie «Lincoln Center, New York» oder der «Royal Albert Hall, London». Als Jazzmusiker spielt er in eigenen Projekten wie «Diversion String Quartet», «Blue Acustic Flavour», «Miranda Miró Jazz Projekt» und ist Sideman in diversen Bands. So etwa mit Stephan Eicher, wo er auf grossen Bühnen wie «Théâtre National de l’Opéra Comique» und «L’Olympia» in Paris spielen durfte.
Gabriel Miranda lebt in Luzern und unterrichtet Violine an den Musikschulen in Oberägeri und Hitzkirch und ist Konzertmeister im Orchesterverein Cham.
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