
iubila!

Im Herbstsemester 2024 hat das Campus Orchester Luzern sein 20-jähriges Bestehen mit zwei wunderbaren Konzerten im MaiHof Luzern und Kursaal Engelberg gefeiert. Beim anschliessenden Apéro konnten wir gemeinsam in Erinnerungen der vergangenen Jahre schwelgen und uns über neue Ideen austauschen.
Das Wichtigste in Kürze:
🎵 Programm:
9. Sinfonie von Dvořák «aus der neuen Welt»
📍 Wann & Wo:
Freitag, 22. November 2024, 19.30 Uhr, Maihof Luzern
Samstag, 23. November 2024, 19.30 Uhr, Kursaal Engelberg
Grussworte der Universität Luzern und HSLU
Das Campus Orchester Luzern arbeitet eng mit den drei Hochschulen auf dem Bildungsplatz Luzern zusammen und ist dankbar für die jahrelange Unterstützung. Ein besonderes Dankeschön gilt deshalb auch unseren beiden Gastredner:innen, die jeweils mit einem herzlichen und wohlwollenden Grusswort zur Feierlichkeit der Konzerte beigetragen haben.

An unserem Konzert am Freitagabend im MaiHof Luzern hat Prof. Dr. Bruno Staffelbach, ehemaliger Rektor der Universität Luzern, die Feierlichkeiten mit einer Anekdote zu einem seiner Konzertbesuche beim Campus Orchester eingeleitet und für nostalgisches Schmunzeln gesorgt.

Am Samstagabend im Kursaal Engelberg hat Prof. Dr. Barbara Bader, Rektorin der Hochschule Luzern, den Auftakt zum Konzert gestaltet, uns mit einem persönlichen Blick auf Dvořák’s 9. Sinfonie auf eine bezaubernde Reise mitgenommen, die in Prag begann und in die USA führte.
Programm: Antonín Dvořák – Aus der Neuen Welt (9. Sinfonie)
Mit der Uraufführung 1893 in der renommierten Carnegie Hall in New York, ging der langersehnte Traum einer dynamischen, aufstrebenden Weltmacht in Erfüllung: Eine eigene Nationalsinfonie für die Vereinigten Staaten von Amerika.
Dafür erntete Dvořák nicht nur begeisterten Applaus, sondern auch Weltruhm, der bis heute anhält. «I have indeed been busy since I came to this country», sagt Dvořák in einem Zeitungsinterview im Vorfeld der Aufführung. Und sein unermüdlicher Fleiss resultiert im sinfonischen Jahrhundertwerk «Aus der Neuen Welt» – monumental, extravagant und wehmütig.
Begonnen hat alles mit der Berufung Dvořáks durch eine wohlhabende Witwe an ein namhaftes Musikinstitut in New York. Hier sollte Dvořák, bereits ein weltbekannter Komponist, unterrichten. Vor allem aber sollte Dvořák nicht weniger als den charakteristischen Klang der USA in einem nationalen Werk einfangen, ganz nach europäischem Vorbild.
Die USA, das sind damals ein wilder Mix aus verschiedensten Sprachen, Gepflogenheiten und natürlich musikalischem Erbe – von irischer Volksmusik über afroamerikanische Spirituals, den Vorgängern des Gospels, bis zu jahrhundertealten Rhythmen indigener Volksstämme. Ein Abbild des kulturellen Schmelztiegels einer stürmischen Nation auf der Suche nach sich selbst.
Über die 9. Sinfonie
Das musikalische Resultat ist eine rund 40-minütige Sinfonie in vier Sätzen. So beginnt zwar der erste Satz zunächst zögernd, bevor er sich allmählich in ein exzitatives Tempo entwickelt, anschliessend leicht verspielt und dennoch einschneidend endet.
Auch der zweite Satz öffnet sich zart und offen, als befände man sich auf der weiten Prärie. Er bleibt aber auch zurückhaltend, teilweise sogar schwermütig und füllt dennoch das musikalische Volumen bis zuletzt aus.
Umso mehr Tempo und Dynamik folgen im dritten Satz, der sich klanglich an den hektischen Städten der Ostküste orientiert, durchzogen mit Melodien, die an ländliche Volkstänze erinnern – vielleicht eine Hommage an Dvořáks böhmische Heimat? Die Abfolge zwischen melancholischen Tonfolgen und der dramatischen Präsenz starker Melodien sind charakteristisch für das gesamte Werk und gleichzeitig so pointiert zutreffend für die zeitgenössische USA.
All das kulminiert in einem poetischen letzten Satz, der dafür sorgt, dass sich die Sinfonie ausnahmslos in das Gedächtnis einbrennt. Verspielt, sogar verträumt beginnend, endet er umso fulminanter. Jeder soll hören und spüren, dass die «Neue Welt» nun endgültig da ist.
Sollten dabei einzelne Melodien bekannt vorkommen, ist das kein Zufall. Dvořáks 9. Sinfonie gehört zu den bekanntesten klassischen Werken und hat Musikschaffende weltweit inspiriert. So finden sich bekannte Klänge nicht nur auf einer Reise wieder, um den «Einen Ring» zu vernichten, sondern ebenso im Weltall «in einer weit, weit entfernten Galaxis». Dvořák selbst kehrte 1895 nach Europa zurück, dieses Glanzstück sollte sein letztes sinfonisches Werk bleiben.
Dvořáks 9. Sinfonie ist also eine einzigartige Mischung aus unterschiedlichen Einflüssen. Neben dem sich wiederholenden Thema des Anbeginns ist das Werk durchzogen von einer spürbaren Nostalgie nach dem, was einmal verschwinden oder vergessen sein wird. Ist es Dvořáks Sehnsucht nach der Heimat? Das kollektive Vermissen vergangener Zeiten?
Das epische Werk kündigt in jedem Fall von Aufbruch und Zeitenwende und ist damit ein Musterbeispiel für den damaligen Zeitgeist. Ein passendes Werk also, um Jubiläum zu feiern.
Das Campus Orchester blickt mit grosser Anerkennung auf erfolgreiche 20 Jahre zurück und ist voller Tatendrang bereit für die Zukunft.
Lasst uns gemeinsam iubilieren!
Text: Raphael Schweighauser